Wechselhaftes Wetter im April
Regen und dann Sonnenschein und das in einer Dauerschleife. So ist das Wetter des diesjährigen April bisher in Erscheinung getreten. Erstmal nichts Ungewöhnliches. An den Börsen haben wir ein ähnliches Bild. Bullen und Bären ringen um die Vorherrschaft. Vorerst ist das Momentum auf der Seite der Bullen. Die dunklen Wolken am Himmel wollen aber einfach nicht weichen.
Die Inflation bleibt weiterhin hoch
In der vergangenen Woche gab es wichtige Zahlen zum Verbraucherpreisindex in den USA. Die Inflation ist auf den ersten Blick rückläufig. Im Jahresrückblick wurden die Erwartungen um 0,2 Prozentpunkte unterboten. Die Inflationsrate liegt bei 5,0%. Die weniger erfreuliche Nachricht für die Bullen ist die Entwicklung der Kernrate. Diese bleibt weiterhin hoch und unverändert und der Trend zur Disinflation ist kaum vorhanden. Dadurch wird der Konsument in den USA geschwächt, da er (abgesehen von Energie und Lebensmittel) nach wie vor hohe Preise bei Gütern und Dienstleistungen ertragen muss. Wenn infolge der höheren Preise der Konsum von „Average Joe“ zurückgeht, dann wird auch die Konjunktur in den USA schwächer.
Dieser Umstand ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite ist die Federal Reserve (FED) gezwungen, die Zinsen am kurzen Ende beizubehalten oder sogar weiter zu erhöhen, um die Inflation einzufangen. Das sollte die Bären stärken. Auf der anderen Seite kühlt die Wirtschaft ab und das Rezessionsnarrativ wird weiter bedient. Dies würde den Bullen wieder gefallen, da eine baldige Zinssenkung durch die FED wahrscheinlicher wird. Ein weiteres Argument für die Bären wären die hohen Bewertungen bei den großen Tech-Aktien, die die Rallye der vergangenen Wochen massiv getragen haben.
Shortquote und FOMO
Aktuell sehen wir eine recht hohe Shortquote im Markt, wenn man einen Blick auf die COT-Daten wirft. Dabei sind die „Large Speculators“, also Hedgefonds oder andere meldepflichtige Händler gemeint, die im Mini-Future des S&P 500 short engagiert sind. Im Gegenzug positionierten sich die „Commercials“ überwiegen long im Markt. Und hier liegt das Problem. Wenn nun bestimmte Chartmarken gerissen werden, werden Stopps und Limit-Orders der Händler aktiviert. Je nach Positionierung ist das gut für den einen und schlecht für den anderen. Da nun aber eine große Gruppe long und eine andere große Gruppe short im Markt positioniert ist, kann die Kursreaktion im Anschluss recht kräftig ausfallen, egal in welche der beiden Richtungen. Eine ähnliche Situation gab es Mitte August im vergangenen Jahr. Danach folgte ein Abverkauf von knapp 20%. [1]
Im Moment sehe ich eher die Gefahr, dass die Rallye weitergeht und die Shorties ausgestoppt werden. Im SPX wartet die Marke von 4200 Punkten auf einen Test. Diese Marke ist bei einem aktuellen Stand von 4137 Punkten deutlich näher, als die Stoppmarken zwischen 4050 und 3950 Punkten. Zudem warten auch viele Händler, die noch an der Seitenlinie stehen, auf einen Long-Einstieg. Wenn der SPX nach oben ausbricht, dann kann es auch gut bis zu 4300er-Marke weiterlaufen.

Analyse der Indizes
Im NDX sehen wir eine Reihe von Innenstäben, die am Donnerstag (13.04.23) aufgelöst wurden. Die Kerze vom Donnerstag brachte ca. 1,5% Tagesgewinn und bildet nun einen weiteren Außenstab auf den ein Innenstab am Freitag folgte. Wenn der NDX in der kommenden Woche per Tagesschlusskurs über der Marke von 13140 schließt, ist das Hoch bei 13200 (04.04.23) das nächste Ziel. Sollte auch diese Marke kassiert werden, dann geht der Aufwärtstrend weiter und das Ziel von 13700 Punkten bleibt vorerst bestehen. Das Momentum im NDX ist nach meiner Indikation rückläufig. Ich bleibe neutral positioniert.
Im SPX sieht es bezüglich des Momentums etwas besser aus. Die 4200er und die 4300er-Marken wurden oben schon besprochen. Was dem breiten Index S&P 500 zugutekommt, sind die am Freitag gemeldeten Earnings aus dem Bankensektor. Wenn nun die Berichte für das abgelaufene Quartal überwiegend gut ausfallen, sollte der S&P 500 sich besser als Nasdaq 100 entwickeln. Die Messlatte für die aktuelle Berichtsaison ist jedenfalls nicht hoch und die meisten Unternehmen haben hier Überraschungspotenzial. Die technische Marke auf der Unterseite liegt bei 4170 Punkten. Sollte diese Marke per Wochenschlusskurs unterschritten werden, eröffnet sich neues Potenzial nach unten. Ziel im SPX ist dann der Bereich um die 4000 Punkte. Dort liegt das 38er-Fibonacci-Retracement. Die maximale Korrektur sollte höchstens bis 3950 Punkte laufen. Hier liegen das 62er Fib.-Level und die 200-Tage-Linie, die als Unterstützung bereitsteht. Andernfalls gewinnen die Bären die Oberhand und die Zone um die 3800 Punkte wird zum Ziel.
Der Volatilitätsindex ist bis auf 17 Punkte zurückgekommen. Damit wurde das Tief vom 02.02.23 bestätigt. Der VVIX, also der Index, welcher die Volatilität des VIX misst, ist ebenfalls sinkend. Damit bleibe ich für den S&P 500 leicht bullisch.


Quellen:
[1] https://www.barchart.com/futures/commitment-of-traders/interactive-charts/ES*0
1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort
[…] Art der Divergenz ist aus meiner Sicht in der aktuellen Marktphase ein Warnsignal. Ansonsten ist im Vergleich zur letzten Woche nicht viel passiert. Die Chartmarken sind gleich geblieben. Meine Indikatoren sind für den SPX […]